Buntes Dublin – Der Start

Der Beginn unserer Weltreise! Wir sind aufgeregt und so fröhlich, dass wir, als wir in Dublin ankommen, lange mit den Kindern kaspern. Wir stehen vor einer verschlossenen Glastür. Im Flughafen eingesperrt! Rundum verglast, einfach zu. Niemand hört unser Klopfen. „Anton, schrei, jetzt darfst du mal schreien, so laut du kannst!“ Alle brüllen. Lautes Hallen. Lachen, bis uns der Bauch wehtut. Dann kommt die Rettung.

So ein Anfang, das sieht uns ähnlich. Immerhin haben wir den Flieger geschafft. Aber wie sollen wir den Rest der Reise bewältigen, wenn wir uns schon zu Beginn so vertrödeln, dass alle Türen verschlossen sind? Zeit ist nicht unser. Ein fester Zeitplan ist für uns nichts Unumstößliches. Ein ganzes Jahr zur freien Verfügung, das ist das größte Geschenk, dass das Schicksal uns wohl machen kann. Nichts ist schöner, als seinem Bauchgefühl zu folgen und die Zeit zu vergessen.

Irland habe ich noch gut durchgeplant. Petra überlässt mir gerne Landkarten und Reisebücher. Ich plane sehr gerne und schwelge in Vorfreude. Aber ein Jahr auf Weltreise sein ist kein Urlaub. Wie willst du das planen? Gar nicht. Nur ganz fragmentarisch. Es wird sich alles auf der Reise entwickeln. Sich einfach dem Schicksal freien Lauf lassen, großartig! Sich auf Irland vorzubereiten, dazu hatte die Zeit gerade noch gereicht, alle anderen Länder fielen dem Alltag zum Opfer und die Reiseführer stapelten sich in Massen ungelesen auf dem Sofa.

Alte Unterlagen einer Interrail-Reise mit 17 dienten als Grundgerüst. Romantische Erinnerungen und realistische Einschätzungen des irischen Wetters halfen. Ich hatte mir damals einen dicken Aran-Island-Wollpullover gekauft. Eine Tatsache, die ich vor Petra gerne leugnen wollte. Denn sie hasst kaltes Wetter. Wind. Regen. Au weia. Das gibt Ärger. Irland ist nun einmal eine Insel im Meer. In einem kaltem Meer. Und alle wissen, wie es dort zugeht. Niemals wäre Petra mit mir hierhin gefahren, wäre es ein Jahresurlaub gewesen. Never ever.

Buntes Dublin - der Start - Gap of Dunloe

Aber ich verknüpfe die rauhe Landschaft, das wilde Wetter – neben Regen gibt es auch jeden Tag strahlende Sonne – die unzähligen Pubs und die freundlichen Menschen mit meiner ersten großen Reise. Dieses Mal ist es eine Reise mit meiner Frau, meinen Kindern, 23 Jahre später. Immer wieder ersehnt, ist der Traum wahr geworden. Ein gigantisches Gefühl.

Wie in früheren Urlauben erwartet uns auf der Rundreise durch den Südwesten der grünen Insel eine Mischung aus Hostels und Bed-&-Breakfast-Unterkünften, außerdem wollen wir erste Erfahrungen mit dem Couchsurfen sammeln, wodurch wir auf der ganzen Welt Kontakte zu Einheimischen knüpfen wollen. Schritt für Schritt würden wir immer mutiger und spontaner werden, aber der Beginn aber sollte ganz entspannt durchgeplant sein. In Dublin starten wir ganz klassisch in einer Jugendherberge.

Der Charme irischer Jugendherbergen

Als Vierzigjährige mal wieder in Jugendherbergen unterwegs zu sein,Buntes Dublin - Der Start - Fenster im International Youth Hostel Dublin ist – besonders, stockbettenbestückt – vor allem für den Geldbeutel etwas. Aber auch für die Kleinen: Laut sein dürfen, Kissenschlachten, Bettenburgen aus Matratzen bauen, andere Kinder. Eine andere Regenbogenfamilie mit  sehr vielen Kindern sitzt mit am langen Harry-Potter-Frühstückstisch. Der Saal ist wirklich unglaublich, ehemals eine Kirche. Wunderschöne Bögen, Stuck und Buntglasfenster in der Sakristei, die nun Großküche ist. Oben im Kirchenfenster statt Jesus und Maria eine Schar froher Wandersleut, die über grüne Landschaften zieht. Das macht ein gutes Gefühl im katholischen Irland.

 

Alex